Gefährliche Abenteuer

Parodie – Klischee deluxe

„Der Weltraum, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2200. Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs Enterprise, das mit seiner 400 Mann starken Besatzung 5 Jahre lang unterwegs ist, um neue Welten zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen. Viele Lichtjahre von der Erde entfernt, dringt die Enterprise in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat.“, deklamierte der Captain.

Die Atmosphäre flirrte über der Schlucht. Eine orange glühende Sonne schickte sich zum Untergang an. Wie heiß es wohl zur Zeit ihres Zenits hier sein mochte? Kein irdisches Wesen wäre diesen Temperaturen ohne Schutz lange gewachsen. Tausend Meter unter der kleinen Expeditionstruppe mäanderte ein Fluss. Ein goldenes Band inmitten schroffer Felsformationen. Über Millionen Jahre hatte er sich in das Gestein gefräst und eine Landschaft geprägt, die niemand von ihnen je zuvor gesehen hatte. Ehrfürchtig standen sie in gebührendem Abstand zur steil abfallenden Kante. Ob es an dem sich rot färbenden Firmament lag oder an der kräftigen Farbe der Gesteinsschichten – man hätte glauben können, sich auf dem Mars zu befinden.

„Ob es hier außer uns noch Leben gibt?“, fragte Uhura, die als Erste ihre Sprache wiedergefunden hatte. „Wenigstens ist die Luft atembar und die Schwerkraft erdähnlich.

„Wir sind hier, um genau das herauszufinden. Wir sollten einen Platz für unser Nachtlager suchen, bevor es zu dunkel wird. Die Nacht kommt hier sehr schnell und ich möchte kein Risiko eingehen.“ 

„Der Captain hat nur Angst, einer von uns könnte auf der nächtlichen Suche nach einem geeigneten Ort, um unsere dunkle Materie loszuwerden, in ein Wurmloch fallen“, flüsterte Monty und kicherte, womit er seinen Bruder James ansteckte.  

„Oder sich The Next Generation ins Deep Space Nine beamt.“ Die Jungen bogen sich vor Lachen.

„Blödelt nicht rum, holt das Equipment aus dem Rover, vor allem Warmes, denn es wird bald bitterkalt.“

Plötzlich wurde Pille ganz aufgeregt und kläffte wie von Sinnen, wobei er wie bei einem Schluckauf auf der Stelle hüpfte. Sein Nackenhaar stand wie ein gestärkter Kragen um seinen Mopshals. Mit durchgedrückten Beinchen und nun einem tiefen Knurren fixierte er einen Punkt hinter ihnen. Der Captain und Uhura drehten sich mit gezückten Phasern um. Aus der Ebene hinter einem Hügel schwebte ein Motorengeräusch heran. 

„Los, alle in Deckung! Da hinter die Felsen und sorgt dafür, dass Pille sich beruhigt!“

Über eine kleine Kuppe schob sich mit geringem Tempo ein großrädriges Shuttle und stoppte. Das reflektierende Metall der aufspringenden Türen ließ die letzten Sonnenstrahlen infrarot aufblitzen und vier Wesen entstiegen dem Geländefahrzeug. Zwei große und zwei erheblich kleinere.

„Ob wir mal einen Urlaub nicht wie typische Nerds verbringen können?“, flüsterte James.

Monty nickte. „Wir sind voll peinlich! Wenn die da mitkriegen, dass wir im Urlaub unsere Eltern Captain und Uhura nennen müssen, ramme ich mich mit Warp in den Erdboden!“

„Hoffentlich verziehen die sich bald, der Grand Canyon ist groß genug!“

Doch die Familie, die soeben eingetroffen war, hatte anderes im Sinn. Die Erwachsenen entfalteten eine Decke neben dem Fahrzeug und holten einen gigantischen Picknickkorb aus dem Kofferraum. Als die beiden Kinder sich zaghaft und sichtlich beeindruckt von dem Panorama dem Aussichtspunkt näherten, wurden sie gerufen.

„Sam! Frodo! Nicht so dicht an den Schicksalsberg. Kommt zu uns und holt euch ein Stück Lembas Brot.“


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Verfremdetes Titelfoto von Christiane Wilden auf Pixapay – vielen Dank!