Mein ‚Mai-Light‘

Angst. Der Blick verengt sich zum Tunnel, das Herz rast, stolpert, fällt hin und kalter Schweiß bricht aus allen Poren. Im Kopf und im Magen breitet sich ein flaues Gefühl aus, die Atemluft wird knapp und die Kniescheiben zittern im Rhythmus jagender Angst. 

Solange wir die Kontrolle über den unterhaltsamen Adrenalin-Kick haben, suchen wir ihn. Wie lieben Horror-Filme, lesen Thriller, fahren Achter- oder Geisterbahn oder suchen sogar die tödliche Herausforderung, den Kick im Abenteuer. Doch wehe, die Angst dreht den Spieß um und treibt ihr perfides Spiel mit uns. Die hundertfach verstärkt erlebten Symptome der Panik reißen uns den Boden unter den Füßen weg! …

Während sich das Gros der Angstsachbücher und Publikationen thematisch dem Kampf, der Selbsthilfe oder den Therapien widmet, habe ich erfahren, wie individuelle eine Angsterkrankung, sowohl in ihrer Entstehung, als auch in ihren Auswirkungen ist, und wie wichtig Eigeninitiative und Motivation für eine Zustandsverbesserung sind.

Wir haben die Erwartungshaltung entwickelt, einfache Lösungen für jedes Problem zu erhalten und verzweifeln, wenn Erfolgsversprechen nicht funktionieren oder Therapien versagen. Zuspruch, Verständnis und Unterstützung finden wir oft nur im Austausch mit ähnlich Betroffenen. Ich habe mich stellvertretend für einige auf die autobiografische Reise, eine narrative Spurensuche nach meiner Angst begeben und erzähle, zu welchen, teils unbequemen, Erkenntnissen sie mich führte, wie sich mich modelliert hat und wie ich ihr Spiel mit mir empfindlich stören konnte.

Das entstandene Memoir ist neben dem Wunsch nach breiterem Verständnis und Enttabuisierung psychisch Erkrankter zugleich eine Liebeserklärung an die oft gönnerhaft belächelte Durchschnittlichkeit, das, durch eine Gesellschaft, die sich zunehmend über Geld und Geltung definiert, verpönte Mittelmaß.

39 ausgewählte Bilder aus meinem Ex-Instagram-Portfolio sind Bestandteil meines ‚Reiseberichts‘. Nach wie vor bin ich voller Ängste, aber Mensch genug, Sehnsucht nach erfreulichen, schönen Impressionen zu verspüren, die ich zur, hoffentlich ansteckenden, Inspiration teile, auch um zu widerlegen, dass Bildbände ausschließlich Höher-weiter-teurer-schöner-Zeugnisse ablegen müssen.

Mehr Infos zum Buch unter Vom Hasen, der auszieht, die Angst zu verlernen.

Esel, Hase und Pferd

Wird dem Esel zu wohl, geht er aufs Eis, sagt man. Heute vor einem Monat flatterte ein „Moin“-Newsletter von Books on Demand in mein Email-Postfach und lud mich zur Teilnahme an gleich zwei Schreibwettbewerben 2022 ein: dem Selfpublishing-Buchpreis und dem Kindle Storyteller Award. Neugierig, aber mit gleichzeitigem Bedauern, weil die Termine für mich eine Unmöglichkeit darstellten, las ich mir die Teilnahmebedingungen durch. Während weitere Tage verrannen, rumorte die Idee weiter in meinem Kopf. Im Besitz eines fertigen Manuskripts und mit dem ohnehin schon gefassten Vorsatz, es ‚irgendwann‘ selbst zu veröffentlichen, fragte ich mich, was ich zu verlieren hätte. Nichts! Im Gegenteil, denn wer weiß, wie lange ich mit der Absichtserklärung noch schwanger gegangen wäre, hätte ich diesen notwendigen Tritt in den verlängerten Rücken nicht erhalten.

Was immer geschehen wird, ich habe das Eis betreten! „Vom Hasen, der auszieht, die Angst zu verlernen“, ein bebildertes Memoir, ist seit Mitte Mai als gebundene Ausgabe, als Taschenbuch und als eBook erhältlich. Ich habe das Projekt losgelassen und bin frei und offen für neue. Somit habe ich schon gewonnen, denn ohne die Ausschreibungen hockte ich noch heute auf dem Stapel Normseiten! Also, lieber Spaß auf dem Eis, mit dem Risiko einzubrechen, als gelangweilt am Ufer stehen und anderen beim Vergnügen zuzuschauen.

Natürlich hat die Angelegenheit für mich noch einen gewaltigen Haken, denn – schon wieder eine Tiermetapher – ich habe das Pferd von hinten aufgezäumt! Da ich es versäumte, den Schreibprozess mit gelegentlichen, wohldosierten Updates vor der Veröffentlichung „ins Gespräch“ zu bringen, muss ich es jetzt angehen und wer mich kennt, weiß, wie schwer ich mich mit Selfmarketing tue. Vergangenes Jahr hatte ich mich auf das gedankliche Altenteil zurückgezogen und im Zuge dessen, mein Instagram-Profil gelöscht und meinen Blog eingestampft und jetzt muss ich neue Wege suchen und begehen. Eine Herausforderung, die frischen Wind verspricht (hoffentlich ohne Tauwetter).

Demnächst werde ich hier etwas mehr über das Buch erzählen, aber vielleicht habe ich hiermit einer anderen Schreiberseele Lust machen können, sich ebenfalls für ein paar kecke Pirouetten aufs Eis zu wagen? Bis zum 31.05.2022 ist noch für den Selfpublishing-Buchpreis Gelegenheit dazu und bis zum 31.08.2022 für den Kindle Storyteller Award.