‚Pippi Langtrump‘ in Taka-La-La-Land

„Hey – Pippi Langtrump,
trallari trallahey tralla hoppsasa,
Hey – Pippi Langtrump,
der macht, was ihm gefällt.

Ich hab‘ ein Haus,
ein watteweißes Haus,
ein Äffchen und ein Pferd,
die schauen dort zum Fenster raus.

Ich mach‘ mir die Welt,
widdewidde wie sie mir gefällt ….“

Man kann sich unmöglich 24/7 mit Schreibprojekten beschäftigen. Die Kreativität sucht Auszeiten, während der Verstand mit Tagesnews abgelenkt ist. Doch wehe, die Beiden begegnen sich … Manchmal muss es dann einfach raus! 😲

Random Fact: Ich habe als Kind nahezu alle Bücher von Astrid Lindgren gelesen, fand jedoch nie einen Zugang zu der Figur „Pippi“, die mir schon als Kind suspekt erschien mit ihrer verrückten Fantasie, die keinen Platz ließ für Nachdenklichkeit. Alle Probleme (für Pippi schien es keine zu geben) verniedlichte sie oder überspielte sie. Sie „machte sich ihre Welt“, wie sie sie haben wollte, setzte sich dabei nicht nur über Vorstellungen anderer hinweg, sondern machte sie lächerlich. Die Kluft zwischen den Vorstellungen der Welt der Erwachsenen (jener Zeit!) und der kindlichen Wunschwelt wurde so nicht geringer, sondern vertiefte sich. So jedenfalls nahm ich es, damals noch diffus, wahr.


Ich will mich nicht mit fremden Federn schmücken, deshalb: Die Handzeichnung stammt zwar aus meiner ‚Feder‘, wurde aber mit Vorlagensupport einer KI gestaltet, die ich mit meinen Prompts gefüttert habe. Die von mir verfremdeten Liedzeilen beruhen auf der Originalvorlage von Astrid Lindgren, die für die Fernsehserie ins Deutsche von Wolfgang Franke und Helmut Harun übersetzt wurden.

Perfekte Oster-Lektüre: Kurzgeschichten

Gerade noch rechtzeitig, um es vielleicht in das Osternest eines Gerne- oder Viellesers zu schaffen, ist meine kleine Kurzgeschichten-Sammlung mit ‚kurzweiligen Entladungen zur Entspannung‘ sowohl als Kindle-eBook als auch als Taschenbuch verfügbar.

Wer noch auf den letzten Drücker eine Kleinigkeit sucht, verschenkt als Ostergruß das eBook – eine Osterkarte ist kaum günstiger und zu schnell gelesen, und zahnfreundlicher als Schoko-Eier ist es auch! Die Story „Rohe Ostern“ spielt zeitlich sogar während der Festtage, wenn auch mit wenig idyllischem Inhalt.

 Wer mehr auf das Glück baut, kann damit eventuell ein Exemplar auf meinem Instagram-Account gewinnen. (Nur zwischen 18.-21.April, Bedingungen s. dort im Post.)

Ob gemeinsam mit Kindern auf der Suche nach dem Osterhasen und den versteckten Nestern, beim Osterkaffee mit der Familie, beim Gottesdienst, beim Schichtdienst ohne freie Tage oder entspannt im Liegestuhl mit einem Buch …

Euch allen ein schönes Osterfest!  

Cover Release

Fast geschafft! Die Buchdaten sind an Books on Demand übermittelt, und nun beginnt die aufregende Wartezeit bis zum offiziellen Erscheinen und der damit verbundenen Möglichkeit zur Bestellung. Hoffentlich klappt alles mit den Druckfarbergebnissen des Covers, das sich hier schon vorstellt!

Der Klappentext als Appetizer:

Zum Inhalt erscheint in Kürze eine ausführlichere Information unter dem Menü Books.

Erscheinungen

Kreative Herausforderung: Eine Dystopie

Meinen letzten Beitrag „Ey Alter, verpiss dich“ auf dieser Website veröffentlichte ich vor fast drei Monaten. Wer mit seiner Meinung aus dem eigenen Schatten in die Öffentlichkeit tritt, hofft, zum Nachdenken anzuregen, zu inspirieren, Gesprächsstoff zu bereichern oder Fantasien zu befeuern. Doch ganz ehrlich: Dafür ist meine Reichweite zu gering. Aber es ist etwas Seltsames geschehen, denn ich habe mich selbst inspiriert! Aus meinen zynischen Bildern am Ende des Beitrags entstand eine Story-Idee, von deren Umsetzung ich zunächst noch keine konkrete Vorstellung hatte. Sollte es ein voluminöser Sci-fi-Roman werden, der einen umfassenden Weltenbau erfordert? Zuviel für die Botschaft! Eine Kurzgeschichte? Zu wenig Raum, um einen Handlungsrahmen zu schaffen! 

Aus dem alten Jahr wurde unterdessen ein neues. Da weckte untenstehende Werbung meine Aufmerksamkeit und ich folgte ihr bis zu den Bedingungen des dort ausgeschriebenen Wettbewerbs.* Innerhalb weniger Tage reifte die Idee zu einem Grundgerüst, das es im Anschluss auszugestalten galt. Formale Bedingungen legten etliche Steine in den Weg und wurden von manch deftigem (und, kritisch betrachtet, z.T. berechtigten) Fluch begleitet! Eine echte Herausforderung, aber sind nicht gerade sie es, die uns besondere Zufriedenheit bereiten? Ein Problem zu lösen, macht uns glücklich. Puzzle-Hersteller leben davon!

Für mich kam die kostenlose Teilnahme in vielerlei Hinsicht zur rechten Zeit, denn eine teure Veröffentlichung hätte ich mir nicht leisten können. Vielleicht ergreift noch jemand die Chance – die Frist läuft erst in rund einem Monat ab.

Aber, es ist vollbracht und ich freue mich, euch meine kleine dystopische Erzählung vorstellen zu können, die am 26. Januar erschienen ist.

Begleitet Hazel Piper die letzten zwölf Monate bis zum Ablauf ihres Final Countdown.  

Auszug aus den Teilnahmebedingungen von story.one:

  • Äußerlichkeiten zählen, denn auch dein Cover soll einen guten ersten Eindruck hinterlassen.
  • Verfasse eine ansprechende Buchbeschreibung und füge eine informative Biografie hinzu. Widme diesem Schritt ausreichend Zeit, da das Jurorenteam und die potenzielle Leserschaft nach einem Buch Ausschau halten wird, das heraussticht.
  • Jetzt beginnt die Hauptarbeit: Schreibe 12 bis 17 Stories à drei Buchseiten (das sind bis zu 3500 Zeichen inkl. Leerzeichen pro Text, abhängig von der Anzahl der Absätze) für dein Buch. Die Kapitel können zusammenhängende Texte/Geschichten darstellen oder Kurzgeschichten, die für sich selbst stehen.

Anmerkung zum letzten Punkt: Tatsächlich stehen je Kapitel insgesamt 4 Buchseiten zur Verfügung. Die erste ist stets eine reine Bildseite (Foto, Zeichnung, Zitat o.ä.), die folgenden drei (alle gilt es zu füllen!) sind Textseiten. Die angegebene Zeichenzahl ist in Wirklichkeit niedriger als angegeben, und ich musste den Rotstift nochmals richtig tanzen lassen, um mein Manuskript passend zu bekommen. Dialoge haben es bei der Art der Formatierung besonders schwer, da die Absätze zu groß ausfallen. So mussten wechselnde Stimmen sich Absätze teilen, was die Lesbarkeit u.U. einschränkt. Fazit: Grenzenlose Freiheit gibt es auch hier nicht ;o).


Titelbildcollage unter Verwendung eines Hintergrundfotos von ThankYouFantasyPictures auf Pixabay – vielen Dank!

Ey Alter, verpiss dich!

Novembermood

In zwei Lebensphasen scheint das Messen des Alters in Jahren eine besondere Bedeutung für Menschen zu haben. Das ist zum einen die Kindheit und Jugend, weil die Entwicklung in dieser Zeit eng an das Lebensalter gebunden ist. Ein zweijähriges Kind hat in der Regel noch nicht die Reife eines Schulkindes oder eines in der Pubertät befindlichen oder gar die eines älteren Jugendlichen. CHECK!

Irgendwo zwischen 18 und 58 Jahren sind wir einfach junge, mittelalte oder ältere Erwachsene, denen aber keine altersspezifischen Eigenschaften zugesprochen werden, was ihre Energie, ihre Aktivität, ihre Leistungsfähigkeit oder ihre intellektuelle und psychische Entwicklung betrifft. Dieser Abschnitt ist der längste, unkomplizierteste und beliebteste. CHECK!

Ab einer schwammig definierten Grenze, die oft mit dem Eintritt ins Rentenalter, dem Status Großeltern zu sein (ungeachtet sehr junger Ausnahmen), oder lediglich mit der inflationär steigenden Zahl der Falten und grauen Haare einhergeht, erreichen wir den letzten Lebensabschnitt. Dieser ist nicht nur durch allmählich einsetzenden körperlichen oder geistigen Abbau gekennzeichnet, sondern, und das wiegt deutlich schwerer, durch Ausgrenzung in der Gesellschaft. CHECK!

Wer sich wie ich in dieser finalen Phase befindet, dem fällt die oben abgebildete und paradox anmutende Annonce, die ich in einem regionalen Käseblättchen entdeckte, sofort ins Auge. Sie trifft in aller Schlichtheit den wahren wunden Punkt. Leser fragen sich sofort, wie man eine „junge Seniorin“ sein kann. Oder man fragt sich, warum das Alter überhaupt eine Rolle spielt, wenn man eine Wohnung sucht. Hat man nur bis zum Eintritt ins Rentenalter ein Anrecht auf Wohnraum? Zählt Rentenzahlung mehr oder weniger als Lohn und Gehalt? Oder hat die vermietende Partei Angst, die Treppen- oder Bürgersteigreinigung könnte nicht erledigt werden oder schlimmer noch, die Mieterin, der Mieter könnte schneller ‚hinfällig‘ werden? Vielleicht ist es die Angst, statt Fahrrad oder Kinderwagen könnte ein Rollator im Hausflur stehen. Wie abturnend ist das denn!

Was für grauenvolle Vorurteile haben wir inzwischen über einen Lebensabschnitt gezüchtet, den wir andererseits alle anstreben? Wir wollen doch alt werden. Doch erst wenn es so weit ist, erlebt man, was es heißt, ausgemustert zu sein. Allenfalls gut für zweifelhafte Witzchen über Gehhilfen, Inkontinenz, Altersstarrsinn oder dementielles Vergessen. Im günstigsten Fall gefragt als Ersatz für geschlossene oder überlastete Kitas und ausgebrannte Eltern. Steckt hinter der fehlenden Wahrnehmung für das Alter der panikerfüllte Gedanke, sich nicht mit Menschen abzugeben, deren Sanduhr von Zukunft zu Hoffnungslosigkeit durchgelaufen ist?

In der Werbung werden Seniorenwünsche reduziert auf die Bereiche Gesundheit, finanzielle Absicherungen, der richtigen Seniorenresidenz und Pflege-, bzw. Sterbevorsorge. Autos, Mode, Technik und Medien und viele andere hippe Märkte sind jungen Menschen vorbehalten, bei denen Hoffnung auf Zukunft besteht und denen man durch den Erwerb der richtigen Konsumgüter lange Zeit den Gedanken an die eigene Endlichkeit verdrängen oder versüßen hilft.

Die unangenehmste Ausgrenzung ist eine schleichende. Altern ist ein Mutationsprozess, in dem sich der Mensch von selbstbestimmt, kreativ und ernstgenommen in die Form eines Wesens morphen lässt, dem niemand mehr etwas zutraut, und dem man jeden Tag respektlos vor Augen führt, dass er eigentlich nur noch gesellschaftlicher Ballast ist. Bezogen auf das Schreiben, einem Thema, das mich besonders interessiert, lese ich von Verlagen oder Schreibwettbewerben, bei denen vorwiegend junge Stimmen gehört werden wollen. Ja, ältere Autoren könnten plötzlich versterben und, einmal am Buchmarkt eingeführt, nur für eine Eintagsfliege gut gewesen sein. Ich kenne etliche Reihen von etablierten Autoren, die wie geschnitten Brot laufen, doch nur weil sie wie ein Uhrwerk liefern. Dann, aber auch nur dann dürfen sie in Würde altern. Im Ergebnis freut sich der Kommerz (ohnehin der wichtigste Marker unseres Daseins), aber kulturelles Niveau wird sich immer weniger gegenüber Produkten für den Massengeschmack durchsetzen können. Wenn wir uns mit diesem Ziel zufriedengeben wollen …

Eine Gesellschaft misst sich daran, wie sie mit ihren schwächsten Gliedern umgeht. Wie vereinbare ich das mit dem Wissen über steigende Altersarmut, über Pflegeleistungen, die weder für die Betroffenen, noch die Angehörigen bezahlbar sind, über fehlende Pflegekräfte und über die Diskriminierung oder Demütigung alter Menschen. Kinder, Kranke, Behinderte, Geflüchtete haben eine (oft nur kleine) Lobby. Aber Alte? Das riecht nach „lohnt doch nicht mehr für die paar Jährchen“. Von einer Gleichberechtigung aller Menschen, von der Wiege bis zur Bahre, ist unsere Gesellschaft noch Lichtjahre entfernt!

Im Angesicht des demografischen Wandels sollten wir beginnen, den letzten Lebensabschnitt ernster zu nehmen und ihn aus der miefigen Grauzone ins Tageslicht zu zerren. Meine Zukunftsvision ist derzeit so dunkel, mir vorzustellen, dass Menschen nach ihrem letzten Arbeitstag eine Dankes-Email ihrer Regierung mit einem Code und einem Termin erhalten werden. Am genannten Tag müssen sich die Ausgemusterten an ihrem persönlichen Apothekenautomaten mittels Code ihre Ration „Rapid-Ex“ abholen. Sie haben anschließend fünf Tage Zeit zur Einnahme. Wird ihr Tod dann amtlich spätestens nach einer Woche bestätigt, erhalten die Hinterbliebenen eine einmalige Vergütung. Gibt es keine Angehörigen, fällt der Betrag zurück in die Staatskasse. Keine Renten- oder Pensionszahlungen, keine Belastungen für die Krankenkassen und die Allgemeinheit mehr. Nur noch junge, gesunde und dynamische Menschen, denen der Anblick auf Hinfälligkeit und der Ausblick auf das eigene Ende fortan erspart bleibt. Ich frage mich, warum die Wissenschaft immer noch so versessen darauf ist, unser Leben zu verlängern.

Ich wünsche der „jungen Seniorin“ aus der Anzeige jedenfalls viel Erfolg bei ihrer Wohnungssuche (hoffentlich hat sie keine alten Vermieter) und bedanke mich unbekannterweise für die thematische Anregung.

Ich bin mir der Einseitigkeit meines Beitrages bewusst, kenne etliche junggebliebene (ich hasse dieses Adjektiv!) Alte und kenne viele Redewendungen und Aphorismen bezüglich der Vorteile des Alterns und des Alters, hatte aber Lust, einmal die dunkle Seite zart anzustrahlen. Den, aus dieser novembergrauen Stimmung heraus geborenen, despektierlichen Titel möge man mir verzeihen. Auch wenn die Doppelbedeutung zwar erwünscht ist, so ist dennoch hier nicht ‚der Alte‘, sondern ‚das Alter‘ gemeint. 👵

Schau dich an, Welt!

Mental Health Day mit politischer Dimension.

Am vergangenen Wochenende brütete ich über einem fordernd weißen Blatt Papier, um es mit Ideen zu meinem Plot für eine Halloween-Kurzgeschichte zu schwärzen. Doch stattdessen verdunkelten sich die Gedanken und büxten ständig aus. Sie suchten Erklärungen, wo es keine gab und Hoffnung, wo keine wachsen kann. Die anhaltenden Kriegsgräuel in der Ukraine und nun das unvorstellbare Massaker an Zivilisten, begangen von Terroristen der Hamas und der Hisbollah in Israel drängten jede Alltagstätigkeit in den Hintergrund, ließen alles belanglos, irrwitzig oder banal erscheinen angesichts der Unaussprechlichkeiten, die überall dort zu finden sind, wo das, was unsere Spezies ausmachen sollte, in den Dreck getreten wird und unter Trümmern abscheulicher Taten begraben wird: die Menschlichkeit.

So wie glückliche Menschen vieles verklärt und idealisiert durch die bekannte rosarote Brille sehen, so funktioniert die Psychologie natürlich auch im Negativen. Sind wir im depressiven Modus, bemerken wir auch nur die finsteren Ereignisse im Lichtkegel unserer Wahrnehmungstaschenlampe. Das weiß ich genauso, wie ich weiß, dass niemand auf Dauer im Trauerzustand leben kann und darf, will er nicht die eigene psychische Gesundheit aufs Spiel setzen. Bei soviel Elend und Schmerz auf der Welt, könnte man locker Wochen, Monate – was sag ich, Jahre! – verheulen.

Auch hatte ich mir fest vorgenommen, mich niemals zu politischen Statements auf meiner Website hinreißen zu lassen. Nicht, weil ich keine Meinung habe, sondern weil ich sie in Hate-or-Hype-Medien nicht öffentlich teilen will. Um sich über Stammtischparolen hinaus zu äußern, fehlen mir zudem für viele Themen fundierte Kenntnisse geschichtlicher, sozialer oder politischer Hintergründe oder Verknüpfungen. Doch der Wahlsonntag gab mir, auch wenn das Ergebnis zu befürchten war, sozusagen den Rest! Der ‚rechte Stachel‘ stach mich tief und äußerst schmerzhaft!

Heißt es nicht „Geteiltes Leid ist halbes Leid“? So habe ich meinen Vorsatz ausnahmsweise ausgesetzt und teile hier meine finsteren Gedanken in diesen als rau empfundenen Tagen. Corona, das weltweite Säbelrasseln und die Hybris etlicher Diktatoren, die Inflation, steigende Preise und Zinsen, die Unfähigkeit und Uneinsichtigkeit der Menschheit bezüglich des Erdklimas, der Ressourcen, der Überbevölkerung und nicht zuletzt die eigenen Sorgen und Nöte haben mich in meinen letzten Lebensjahrzehnten zermürbt.

Schau dich doch an, Welt! Seit es unsere Spezies gibt, setzen wir alles daran, uns kunstvoll zu hassen und zu vernichten. Gier, Macht, Egoismus, Eitelkeit, Unterhaltung und Besitz sind die wahren Götter, die wir anbeten und nach denen wir süchtig sind. Hat Indien nicht existenziellere Probleme als eine Mondlandung? Ergibt es Sinn, wenn sich die Generation der Klimaaktivisten auf die Straße kleben, aber jedes noch so triviale Alltagsgeschehen mit riesigen Bilddatenmengen in der Cloud, auf Servern lagern und dabei Unmengen Energie verbrauchen? Sicher, das sind nur polarisierende Mikro-Beispiele für unsere Fähigkeit, Krisen nicht zu lösen, sondern nur umzutaufen. Die Kernprobleme bleiben und werden – täglich grüßt das Murmeltier – wiedergekäut, denn Verzicht und Kompromiss tun uns zu weh, um als Lösung in Betracht gezogen zu werden. Die Bevölkerung wächst und wir werden sie bald nicht mehr ernähren können. Die Müllberge lassen wir bei Nacht und Nebel in den Meeren verschwinden, wo sie unschuldige Kreaturen ausrotten. Wir benehmen uns wie marodierende Messie-Mieter, die Chaos und Zerstörung hinterlassen, aber zu blöd sind, um zu erkennen, dass wir keine nächste ‚Wohnung‘ mehr haben. Es scheint in uns einen fest verbauten Tunnelblick zu geben, der nur das aktuelle Geschehen, die aktuelle Krise erfasst, aber unfähig zur Vorausschau und Prävention ist. Kein Wohnraum-, Fachkräfte-, Lehrer- oder Pflegekräftemangel entsteht urplötzlich aus dem Nichts, weshalb er im Moment des Bemerkens auch nicht umgehend behoben werden kann. Übel dieser Art richten sich nicht nach Legislaturperioden oder Parteigerangel. Der Staffelstab wird nur durchgereicht.

Schau dich an, Welt! In Deutschland verbiegen und verrenken wir unsere Sprache, um vorgeblich Toleranz zu demonstrieren und uns gegen Rassismus zu positionieren, der jedoch in unseren Köpfen unausrottbar munter weiter wütet. Glaubens- und Territorialkriege wechseln nur die Schauplätze. Das derzeitige Szenario auf der politischen Weltkarte könnte durchaus das vor einem dritten Weltkrieg sein! Unser Gehirn weiß es längst, aber wo kein Wille zum Konsens, keine Empathie existiert, keine Menschlichkeit, kann auch der Mensch selbst letztlich nicht existieren. (Auch die Okkupation eines noch zu findenden Planeten wird uns daher nicht retten, außer wir vergessen, uns selbst mitzunehmen. 🙃)

Gestern habe ich mir eine kleine Auszeit gegönnt, mich meiner trüben Stimmung ganz bewusst für eine kurze Zeitspanne hingegeben und in den Fotoalben eines vergangenen halben Jahrhunderts geblättert. Ich schaute auf meine Welt. Vor 50 Jahren machte ich das Abitur und meinen Führerschein. Vor 50 Jahren gab es die ‚Ölkrise‘ mit all den hitzigen Debatten um die rapide schwindenden Ressourcen der Erde. Ich ging, bepackt mit Frischhaltedosen, Glasflaschen und Jutebeuteln lose angebotene Waren einkaufen. Überflüssige Verpackungen waren ‚böse‘ – man ließ sie demonstrativ im Geschäft zurück. – Vor 50 Jahren nahm ich an Lichterketten gegen Antisemitismus teil. Vor 50 Jahren, vom 6. bis zum 25. Oktober 1973, wurde der Jom-Kippur-Krieg in Israel geführt. Kurz zuvor, im Sommer 1972 und 1973 durfte ich zweimal die wundervolle Erfahrung einer Gruppenreise für Jugendliche ins ‚Gelobte Land‘ machen, die mich beide stark und dauerhaft beeindruckt haben. Hier ein kleiner Erinnerungssplitter: Mein Baum der Erkenntnis trägt Birnen.

Dieses Land trage ich seither auf eine unerklärliche, auf eine liebevolle Weise tief in mir. Deshalb fühle ich mich auch in diesen Tagen innig verbunden mit den Israelis und bin unbeschreiblich traurig über dieses neuerliche Zeugnis dafür, zu welchen abartigen Grausamkeiten Menschen begangen an ihren Mitmenschen fähig sind. Ich verachte die Mordlust und Brutalität dieser Terrorangriffe genauso wie die ekelerregenden, weltweiten Sympathiekundgebungen für diese Kriminellen. Es gibt kein einziges Argument zur Rechtfertigung dieser jüngsten Verbrechen, und jeder der hierzulande für Hamas- und Hisbollah-Terror öffentlich applaudiert, macht sich strafbar.

Schalom! 🇮🇱 שלום


Titelfoto von WikiImages auf Pixabay. Vielen Dank dafür, denn so blieb mir selbst der Schuss auf den Mond erspart! 😉

Auf einen Kaffee?

„Haste mal ’n Euro“ oder „Spendier mir einen Kaffee“?

Ist euch mal aufgefallen, wie viele Autoren ihre Kaffeepräferenz wie ein Gütesiegel thematisieren? Kaum eine Kurzbiografie, in der nicht steht, dass sie vorgeblich nur schreiben können, wenn (oder weil?) sie sich reichlich mit diesem Stöffchen abfüllen. Was will man dem Leser damit sagen? Hey, ich bin gemütlich, mit mir kann man sogar Kaffee trinken? Hallo, ich bin erwachsen und darf schon Kaffee trinken? Oder: Ich trinke Kaffee und schreibe deshalb besser als Teetrinker? Oder gar: Ich bekenne mich lieber offen zu meinem Kaffeeproblem, damit niemand merkt, wie hochprozentig ich tatsächlich unterwegs bin?

☕️

Sollten meine Trinkgewohnheiten tatsächlich in irgendeinem, mir allerdings vollkommen unbekannten, Zusammenhang mit der literarischen Qualität meiner Texte stehen, bitte ich um Entschuldigung, denn ich gehöre zur Nullpromill-Allestrinker-Fraktion. Ein jedes zu seiner Zeit, wie ich finde, und mit gelegentlichen Ausnahmen! Jetzt fragt sich der geneigte Leser vielleicht, warum ich hier über Kaffeegenuss schwadroniere. Umschweife liebend schlage ich deshalb jetzt schnell den weiten Gedankenbogen zu einem herzigen Kaffeebecher, dem ich kürzlich verfallen bin. Er ist das Logo der englischsprachigen Support-Plattform Ko-fi (höre ich da ‚Coffee‘ heraus?), einer vereinfachten Alternative zu Patreon, wie ich finde. Beide unterstützen Freelancer und Independent-Künstler.

☕️

Schreibt man wie ich ohne Unterstützung eines Publikumsverlags, ist es bekanntlich die große Ausnahme, dass allein aus dieser Tätigkeit nennenswerte Einkünfte erwachsen. Schriebe ich für mich selbst in ein Notizbuch, so wäre das eine  befriedigende, schöne Beschäftigung, die Geist und Seele guttut. Veröffentliche ich jedoch die auf diese Weise entstehenden Texte, so ist das im geringsten Fall ein recht teures Hobby, in der Mehrzahl der Fälle aber ein zeit- und geldfressendes Frustrationserlebnis. Meine Absicht ist es, Geschichten zu erzählen – meine eigene und fiktive, mit dem vorrangigen Ziel, zu unterhalten. Doch durch ein Buch unterhalten werden kann nur der, der es liest. 

☕️

Für jede Art der Unterhaltung muss Geld in die Hand genommen werden, ob es Streamingdienste sind, die uns Filme, Musik oder Gaming wie Pizza liefern, die aufgezwungene GEZ-Gebühr für das klassische TV-/Radio-Angebot, digitale oder Print-Ausgaben von Zeitschriften und Büchern – all diese Angebote sind keineswegs gebührenfrei. Und wenn sie auf den oberflächlichen Blick so wirken, lauert versteckt die Werbungsfalle. Nur weil Selfpublisher sich selbst um ihr Projekt von A-Z kümmern und bemühen müssen, Dienstleistungen dafür aus eigener Tasche bezahlen, sollen sie das Ergebnis ihrer Mühen kostenlos unters Volk bringen? Rezensionsexemplare großzügig verschenken, nur um an die begehrte Ware einer möglichst positiven Buchbesprechung im Handel zu kommen, die zudem wegen einer gedanklichen Schieflage ad absurdum geführt wird? Potentielle Käufer vertrauen aus diesem Grund generell auf die Ehrlichkeit von Rezensionen immer weniger, bzw. könnte, wer nur auf sie vertraut, eine herbe Enttäuschung erleben. Es gibt etliche Selfpublisher, deren Bücher viel und berechtigt positiv besprochen werden, deren Buchverkäufe dennoch lächerlich gering sind. Ich selbst habe für dieses Dilemma keine Lösung parat.

☕️

Der Anspruch an die Ergebnisse der Selfpublisher ist vollkommen zu recht in den vergangenen Jahren gestiegen. Profiteure sind natürlich die Leser, aber auch sämtliche Dienstleister rund um die selbstverlegten Werke, denn kaum eine Autorin oder ein Autor, kann gleichermaßen alles perfekt selbst erledigen. Verfasser sind auf professionelle Cover- und Buchblock-Gestaltung, auf Korrektorate und Lektorate und vieles mehr angewiesen, soll das Ergebnis auch nur annähernd mit einem Verlagsbuch konkurrieren können. Eine Dienstleistungslücke klafft allerdings noch für die Hilfe nach der Fertigstellung des physischen oder digitalen Werkes: Das Marketing! Für (zu) viel Geld kann allenfalls Messepräsenz gebucht werden oder eine Produktplatzierung in ausgesuchten Buchläden, samt Merchandise-Artikeln, aber dann wird die Luft leider schon dünn! Buchblogger wollen angefüttert werden mit Freiexemplaren und möglichst einem zusätzlichen Paket „Drachenfutter“, wenn sie denn das heiße Eisen Selfpublisher überhaupt in die Hand nehmen wollen. Bei der erdrückenden Flut von Neuerscheinungen ist die verkaufsrelevante Zeit schneller um, als man gucken kann, und, schwupps, ist das Buch aus dem Rennen! Schuld trägt man für das schlechte Ergebnis, glaubt man Social Media, selbst, denn dann „hat man sich einfach nicht genug exhibitioniert“. Niemand erinnert sich am Strand an die letzte Welle, die sanft über die Füße rollte, außer, sie hat uns ins Straucheln gebracht oder buchstäblich umgehauen.

☕️

Es gibt etliche Gründe, warum der gesamte Markt rund um´s Buch so schwierig geworden ist, ich müsste ein ganzes darüber schreiben, ohne das Rätsel vollständig lösen zu können. Es ist wie es ist. Punkt. Ich bin ü70 und in mehr als einer Hinsicht gesellschaftlich ausgemustert. Wettbewerbe, Förderpreise, Jobangebote … ich sehe vor meinem geistigen Auge überall das Schild, das außen an Fleischereien hängt und einen angeleinten Hund zeigt, daneben die Zeile „Wir müssen draußen warten!“. Bei Nachwuchs denkt niemand an Altgehölze.

☕️

Darin steckt aber zugleich ein Quäntchen Freiheit, denn ich würde gerne noch einige Geschichten lesen, aber auch erzählen und veröffentlichen. Ein kleines, radikales „Jetzt erst recht“! An diesem Punkt angekommen, entdeckte ich Ko-fi – den Kaffeebecher mit Herz mit der bekannten, anpassbaren Call-to-action „Buy me a coffee“. Jetzt habe ich mich zu einem winzigen Shop dort durchgerungen, der (allein wegen der physischen Gegenleistung) transparenteste Support, wie ich finde. Meine Interpretation, wie ich für mich solche Tips, also kleine Trinkgelder, definiere, hatte ich im Januar 2021 in die Geschichte „Der Tellepott“ gekleidet, die ich hier zu Erinnerung noch einmal verlinke. Meine Bücher biete ich dort nicht an, denn sie sind sowohl im Handel bestellbar oder online als auch bei den jeweiligen Dienstleistern (BoD, story.one, Amazon) erhältlich.

☕️

Es wäre schön, wenn ihr mich in meinem Ko-fi-Shop mal besuchen kommt – vielleicht ist das auch eine Idee, die für euer kreatives Schaffen in Betracht käme? Ich würde mich freuen! Neue Marketingwege sind leider rar wie wilde Edelweißvorkommen auf Rügen, weshalb sie Selfpublisher derzeit vergeblich suchen.

Schreibt in die Kommentare, wenn ihr das anders seht oder irgendwo Licht am Horizont erkennt und ❤️-lichen Dank für eure Zeit!


Beitragsfoto der Tasse für Collage: poohchisa tunsiri auf Pixabay – vielen Dank!

Loch-Blech

Gedanken über Löcher.

Man kann in ein metaphorisches Loch fallen, was in Kopf und Bauch einen emotionalen Schwindel bis zur Übelkeit auslösen kann. Dieser depressive Zustand wird oft gerade dann erreicht, wenn man unter großen Mühen und Anstrengungen einen Gipfel oder zumindest eine kleine Anhöhe erreicht hat. Unten angekommen, muss man entweder ausharren, bis Hilfe kommt, oder man versucht sich, peu à peu heraus zu kämpfen, um wieder festen, vertrauten Boden unter den Füßen zu spüren.

Mit dem Monat Juni beginnt ein sich jährlich wiederholendes Schauspiel, dessen Hauptakteur ebenfalls ein Loch ist. Die Rede ist vom berühmt-berüchtigten Sommerloch, womit nicht die kleine Gemeinde im Kreis Bad Kreuznach gemeint ist, sondern die öde, langweilige Zeit der News-Sommerpause. Dieses Loch ist eng verwandt mit dem legendären Funkloch, denn bei beiden ist der Kontaktausfall zu Außenwelt gestört oder unterbrochen. Der Mensch wird dann auf sich selbst zurückgeworfen! Herrscht in seinem Inneren ebenfalls Leere (auch eine Art Loch), so fühlt sich der Mensch elend. Wir fragen mal ‚Wikipedia‘:

Das Sommerloch ist eine Bezeichnung in Bezug auf die Massenmedien, besonders der Tagespresse und der Nachrichtenagenturen, für eine nachrichtenarme Zeit, die vor allem durch die Sommerpause der politischen Institutionen und Sport-Ligen, ferner auch der kulturellen Einrichtungen bedingt ist.

Dass unsere Politiker sich eine ausgiebige Auszeit vom Piesacken ihrer Bürger gönnen, daran haben wir uns inzwischen genauso gewöhnt, wie an die Ersatznachrichten – ich denke an die ‚Schnappi‘-Kroko-Story –, die uns das Info-Loch versüßen sollen. Kaum aus unserer heutigen Kultur wegzudenken, ist Social Media, und auch dort dehnt sich dieses Loch aus. Aber ist es nur ein Sommerloch? Ich befürchte, es handelt sich sogar um ein Schwarzes Loch! Was ist das nun wieder? Wir löchern (ha, ha) erneut ‚Wikipedia‘, das übrigens nie Urlaub macht und uns verlässlich Auskunft über allerlei Wissenswertes gibt:

Ein Schwarzes Loch ist ein Objekt, dessen Masse auf ein extrem kleines Volumen konzentriert ist und infolge dieser Kompaktheit in seiner unmittelbaren Umgebung eine so starke Gravitation erzeugt, dass nicht einmal das Licht diesen Bereich verlassen oder durchlaufen kann.

Ja, ich erkenne durchaus Parallelen! Viel Masse, hochkonzentriert zusammengequetscht auf einer Plattform, mit extrem hoher Anziehungskraft, der kaum ein User entkommt und die letztlich alles in tiefschwarzer Dunkelheit versinken lässt. Kein Licht entkommt. Die, die den Sogwirbel rechtzeitig erkennen, suchen ihr Heil in der Flucht. Schaffen sie es, dauerhaft zu entkommen? Was ist Licht, was ist Dunkelheit? Bezogen auf Social Media ist für mich Licht identisch mit Content, mit Mehrwert. Inhalte, die mich bereichern, weil sie mich erheitern, ich Neues erfahre und dazulerne, teilhaben kann am Schaffen anderer, um selbst daran zu wachsen. Dunkelheit ist das Übermaß an Eigendarstellungen, an Fakegeschichten, Gelogenem, Geschöntem, an platten Affirmationen, an Angeberei und Dauerwerbung. All das zieht mich hinunter in das eingangs erwähnte Loch. Solche Inhalte zerstören, nerven und ermüden mich. Sie haben eine durch und durch toxische Wirkung! Das führt mich zu einer weiteren ‚Wikipedia‘-Loch-Definition (nein, ich werde nicht dafür bezahlt):

Eine durch Beschädigung entstandene offene Stelle, an der die Substanz nicht mehr vorhanden ist.

Hm, diese Erklärung trifft sogar noch besser auf einige Plattformen zu! Fehlende Substanz? In dieses Sommerloch schlüpfe ich jetzt, denn es scheint tatsächlich die beste Zeit zu sein, um sich unbeliebt zu machen, und in Ungnade gefallene Themen anzuschneiden. In diesen Wochen, in denen allenfalls seichte Luftmatrazen-Schmonzetten und Sandburgen-Lyrik gefragt ist, bemerkt kaum jemand einen Beitrag wie diesen. 

Ende 2022 habe ich mich an einer mehrwöchigen Challenge von ‚Papyrus-Autor‘, meinem favorisierten Schreibprogramm beteiligt. Eine kleine Auswahl meiner Kurzgeschichten-Ergebnisse habe ich unter dem Reiter Tiny Tall Tales (die Inhaltsangabe verweist auf das Wochenthema) eingestellt, die der geneigte Leser jedoch ohne folgende Linkhilfe nicht finden würde, da nur neue Blogbeiträge angezeigt werden, aber keine neuen Seiten. Sofern mich die Themen reizen, mache ich gerne bei kleinen Wettbewerben mit, weil sie eine gute Übung für fokussiertes Schreiben über ein bestimmtes Thema und mit fixen Rahmenvorgaben sind. Im Idealfall bieten die Themen sogar hilfreiche Impulse für eigene Ideen und Projekte. Das ist auch hier geschehen – doch das ist ein anderes Thema für einen anderen Beitrag. Hier kommen die vier Neuzugänge, meine Sommerloch-Füller:

Vielleicht gefallen Sie euch!


Space-Beitragsfoto für Collage: Placidplace auf Pixabay – vielen Dank!

Happy Birthday, mein Hase!

Das erste Jahr.

Vergangenen Sonntag – wie´ s der Zufall will, auch Muttertag – feierte mein Memoir-Angsthase sein erstes Wiegenfest. Menschenkinder stehen in diesem Alter schon auf ihren Beinchen, beherrschen die Küstenschifffahrt (das Herumlaufen mit Hand-Möbel-Kontakt) oder sie sind sogar schon aus dem Hafen ausgelaufen, um, immer noch in Hafennähe, freie Gewässer zu erobern.

Mein Buch ist längst nicht so weit. Und das liegt keineswegs am Kind, sondern an mir, der ängstlichen Mutter, die dem Kind zu wenig zutraut und sich selbst noch viel weniger. Ich habe die Mühen unterschätzt, dass Mütter und Väter, die ohne Verlagsbetreuung ihre Kinder großziehen müssen, ständig auf Elternabende eilen und permanent mit anderen Eltern eng vernetzt sein müssen, um uns über unsere lieben Kleinen auszutauschen und sie so zu fördern. 

Es ist faszinierend, wie ähnlich dann das Vergleichen der Buchkinder geschieht – ganz so, wie auf den Spielplätzen und Elterntreffen unserer zweibeinigen, wirklichen Kinder. Es wird geprahlt, gemessen, abgewogen, getröstet, gepriesen, gepfiffen und getrommelt! Bedauerlicherweise ist das nicht meine Kernkompetenz und ich lobe mich schon, hier den Geburtstag kund zu tun! Ähnlich verhält es sich mit der Aufmerksamkeit und der Wahrnehmung. Ein in vielfältiger Weise auffälliges Kind wird in der Masse eher wahrgenommen als ein schüchternes.

Das erste Menschenjahr ist eines der großen Entwicklungssprünge, aber dennoch liegen ebenso wichtige Etappen noch vor dem Kind. Hingegen ist für Buchkinder das allerwichtigste Jahr, das erste Jahr nach dem Erscheinen, nun vorüber! Es setzt allmählich die Zeit des Vergessens ein. Eine schmerzliche Erkenntnis nach der langen, beschwerlichen Schwangerschaft. Aber vielleicht sind bald die nächsten Kinder unterwegs und wir Eltern haben von den Erfahrungen mit den älteren Geschwister gelernt?

Ein Buch ist erst dann vergessen, wenn es nicht mehr gelesen wird!


Beitragsfoto-Collage: Hase von Lutz Peter, Kerze von rmadison auf Pixabay – vielen Dank!

Zwischen Au und Wow

Riesenraderfahrungen.

Den folgenden Beitrag veröffentlichte ich auf meinem Blog einige Tage bevor das beschriebene Event stattfinden sollte:

(…) Erstmals werde ich mich am Sonntag, den 7. Mai aus meinem sicheren Bau wagen, einen schlichten Büchertisch neben ihm aufbauen und meine Angsthasenlöffel weit aufsperren. Der Mut reicht nicht für eine Lesung, aber für öffentliche Anwesenheit samt meiner ‚Werke’ und meiner Sozialphobie. Und ich werde die frühlingsgrüne Schleife tragen. Das Zeichen für die Bereitschaft, meine Angst-Geschichte in einem Memoir zu teilen, zu ihr – zu MIR – zu stehen und so auch für Toleranz im Allgemeinen zu werben. Das hoffnungsvolle Maigrün des Symbols mag ausschließlich für psychische Erkrankungen stehen, aber tragen wir nicht alle irgendeine Schleife? Auch wenn sie unsichtbar ist? Und egal, welche Farben sie hat, es wäre doch einfach traumhaft, würden wir auch ohne ein solches Symbol öfter hinhören, im positiven Sinne neugieriger sein und uns mit Empathie anderen Menschen zuwenden. Alles, was wir geben können, erhalten wir bekanntlich vielfach zurück!

Die ‚Grüne Schleife‘ erinnert mich an eine verschlungene Ranke, einen frischen Austrieb, der erst einmal mutig ein Stück jeder Richtung erforscht, um Halt, Licht und Raum zur Entfaltung zu suchen. Es stört nicht, dass das junge Pflänzchen dabei vielleicht im Kreis wächst. Aus dieser Idee heraus entstand mein Give-away für den oben erwähnten Tag, an dem ich dieses Lese-Zeichen setzen möchte.

Jetzt, zwei Tage nach diesem Marktsonntag lasse ich ihn noch einmal für mich Revue passieren. Meine allergrößte Sorge, das angekündigt schlechte Wetter, löste sich buchstäblich in herrlich blaue, wenn auch kühle, Luft auf. Dennoch stieß mein Büchertisch von kleinen, aber dafür um so sympathischeren Ausnahmen mal abgesehen, auf reges DESinteresse. Mögliche Gründe analysiere ich wie folgt, wobei Nr. 5 am schwersten wiegt:

  1. Bücher kosten Geld und das sitzt bekanntlich in Tagen wie diesen nicht mehr locker. Wieviel sie tatsächlich kosten fanden jedoch auch nur wenige heraus, denn zumeist wurde das gesamte Angebot schon aus der Ferne ignoriert.
  2. Bücher muss man lesen. Leider ein Hobby, das allgemein an Schwindsucht leidet (besonders bei Kindern – Stichwort Vorbild).
  3. Fehlende (positive) Neugier. Geminderte Kaufkraft ist eine Sache, eine andere, dass nicht einmal Fragen gestellt wurden oder ein Gespräch zustande kam.
  4. Subjektiver Gesamteindruck: Das Publikum suchte in erster Linie heiteres Entertainment und leibliches Wohl.
  5. Mein FREIWILLIG (man hat mir mehrfach ein zentrales, sehr schönes Plätzchen schmackhaft gemacht) von mir gewählt schlechter Standort. Na klar, so weit ab vom Schuss wird man nur von zielorientiertem Publikum gefunden, anders als auf der dicht standbestückten Flaniermeile.
  6. Folge: Abschreckend leerer Stand erzeugt den Trugschluss von uninteressantem Angebot und vermeintlichem Kaufdruck.
  7. Genres der beiden vorgestellten Bücher: Jugendbuch und – ja, biste denn verrückt! – Memoir einer PSYCHISCH (hier hört man förmlich die Hintergrundmusik von Hitchcocks „Psycho“) Behinderten. Schwierig, schwierig!
  8. Selfpublisher sind eben doch keine ‚richtigen‘ Autoren?

Noch einmal bedanke ich mich aber dennoch herzlich bei dem äußerst entgegenkommenden und sehr bemühten Veranstalter, dem Verein Freiraum Kunst und Kultur Grebenstein e.V. www.kuku-grebenstein.de dafür, dass ich an diesem Tag dabei sein durfte, um diese Erfahrung zu machen. Wie ich hörte, lief es in dem eigentlichen Aktionsradius der Veranstaltung optimal und sowohl das Angebot als auch das Interesse waren dort groß!

Warum ich über meine Flops berichte? Ganz einfach, weil in der Selfpublisher-Bubble viel zu viel Geschöntes, Unechtes gezeigt wird und es immer noch Menschen gibt, die glauben, man könnte mit dem Schreiben von Büchern ganz easy wohlhabend und bekannt werden. Wie in jeder anderen Branche, gibt es natürlich Ausnahmen, aber wer nur danach strebt, liegt mit dieser Motivation definitiv falsch! Das, was uns Social Media zeigt, ist ohnehin nur ein Zerrbild der Realität.

Doch es gibt auch Highlights! Aber sie sind bescheiden. Sie geben der kleinen lodernden Kerzenflamme der Kreativität gerade so viel Nahrung, so viel Sauerstoff, um nicht zu verlöschen. (Dafür dankt sie es uns, indem sie länger und konstanter brennt.)

Gerade für Anfänger wie mich bieten Wettbewerbe ideale Spielplätze und die Gelegenheit für ‚Fingerübungen‘. Es gilt, sich an ausgeschriebene Regeln zu halten, sich dabei selbst auszuprobieren und Neues zwanglos zu testen. Darüber hinaus kann man von Zeit zu Zeit auch kleine Erfolge verbuchen – Sauerstoff für unser kreatives Flämmchen und Balsam für unser Selbstwertgefühl. Ende vergangenen Jahres habe ich beispielsweise einen kleinen Zeichenwettbewerb (Topp Art Week 2022 „Hands Up“, s. Zeichnung ‚Hasenhand‘) gewonnen und kürzlich einen Mini-Schreibwettbewerb (Bookdate Contest 2023, mit der Ultrakurzgeschichte Never End) und freue mich über wertvolle, nützlichen Sachpreise. Wesentlich häufiger ging ich natürlich leer aus (falls jemand glaubt, ich wäre der große Abräumer). Leer nur im Sinne von Sieg oder Platz; Erfahrungen – auch die, mit Niederlagen klar zu kommen – nahm ich IMMER daraus mit!

Fazit: Wie im Riesenrad geht es auf und ab, und das eine ist ohne das andere nicht möglich!